Am vergangenen Montagabend wurde es still im Lehrter Stadion – nicht, weil niemand lief, sondern weil ein Mann Abschied nahm, der 27 Jahre lang das Tempo vorgab:

Abdelouahab „Wahab“ Ferguen, Lauftrainer der Montagsgruppe des Lehrter SV, verabschiedet sich in den Ruhestand.

Zunächst das Gruppenfoto: Mehr als 30 Läuferinnen und Läufer saßen Schulter an Schulter, darunter auch einige Ehemalige, die extra für diesen Moment zurückkamen. Dann trat Wahab nach vorn. Er wollte etwas sagen – doch seine Stimme zitterte, Tränen schimmerten in seinen Augen. „Es war eine tolle Zeit. Montagabend war gesetzt, da hatte ich ein Date mit Euch im Stadion. Merci für alles, Ich werde euch immer in meinem Herzen behalten“, sagte er schließlich. Es war ein Moment, der unter die Haut ging. Dann brandete Applaus auf.

Seit 1997 stand Wahab montags um 18:30 Uhr parat – bei Regen, Wind oder Sonnenschein, im Winter auch mal in der Halle. Seine Trainings waren fordernd, aber nie überfordernd. „Einlaufen, Dehnen, Lauf-ABC, Steigerungsläufe – und dann das Hauptgericht mit viel Peperoni“, sagt Irene, die fast von Beginn an dabei war, mit einem Lächeln. „Und ja, das war manchmal höllisch scharf und endete schon mal mit Muskelkater.“

Wahab war mehr als ein Trainer. Als ehemaliger Olympiateilnehmer und Weltklasse-Geher für Algerien brachte er nicht nur sportliches Know-how mit, sondern auch Herz, Humor und Haltung. Er kannte jeden Namen, jede Verletzung, jeden Ehrgeiz. „Für die Ambitionierten hatte er immer einen Extraplan. Und wenn jemand erkältet war, schickte er ihn gnadenlos nach Hause“, erinnert sich Doris. „Wahab hatte ein Gespür für Menschen.“

In der Coronazeit hielt er die Gruppe mit digitalen Trainingsplänen zusammen. Und bei Lauf-Challenges mobilisierte er selbst auf Abstand eine unglaubliche Dynamik – 1874 Kilometer in nur drei Wochen, das war Wahab.

Auch als Physiotherapeut war er geschätzt – kleine Wehwehchen behandelte er auf dem Rasen, mit dem richtigen Griff, einem Lächeln, einem „Mach langsam, mein Freund!“. 

„Hut ab“, sagt Michael. „27 Jahre – das muss man erstmal nachmachen.“

Zum Abschied gab es ein buntes Buffet, herzliche Umarmungen, ein liebevoll gestaltetes Fotobuch – und natürlich Peperoni. „Ihr seid immer willkommen – kommt mich in Algerien besuchen, mein Haus liegt direkt am Meer!“, sagte Wahab. Eine Einladung, die er völlig ernst meinte.

Der LSV verliert einen Trainer, der Generationen geprägt hat. Einen, der den Montagslauf zum fixen Termin machte, der Laufen mit Leidenschaft, Disziplin und ganz viel Freude verband.

Wahab, du warst mehr als ein Trainer – du warst unser Herzschlag.
Danke für alles. Deine Montagsläufer!